Lueg, Konrad Kuss, 1962/63
Casein-Tempera auf Leinwand 100 x 100 cm © Konrad Lueg Courtesy: Greene Naftali , New York Foto: Archive Greene Naftali Gallery

Text zum Werk

"Die erstern Werke nach der ästhetischen Abgrenzung von Rauschenberg und Twombly und dem Bruch mit der bei Gätz erlernten Gestik und Ecriture waren ein weiblicher Torso mit Bikini, der als zweifarbiges Muster mit einer zweifarbigen Sonnenschirm zusammentraf. Es folgten schablonisierte Fußabdrücke oder ein Bild namens "Kuss" auf rosa Grund, das zwei rote Lippen, zwei rosa Gesichtshälften un ein gelb-weißes Streifenmuster als ausdruckslose Flächen aneinander fügte."

Thomas Kellein, aus: Leben mit Pop, in: Ich nenne mich als Maler Konrad Lueg, Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld 1999, S. 23

Da Konrad Lueg eine Galerie fehlte, die seine Interessen wahrnahm, organisierte er mit Kuttner, Polke und Richter 1963 in einem Düsseldorfer Ladenlokal, einer ehemaligen Metzgerei die erste Ausstellung. 1964 erfolgte die sogenannte „Vorgartenausstellung“ in der Galerie Parnass, Wuppertal Ende Februar/ Anfang März, die in die Legenden der deutschen Nachkriegskunst einging. Als dritte Aktion des von Gerhard Richter, Sigmar Polke, Manfred Kuttner und Konrad Lueg (bzw. Fischer) begründeten Kapitalistischen Realismus fand sie nach kurzfristiger Voranmeldung im Vorgarten der renommierten von Rudolf Jährling geführten Galerie Parnass statt. Die Künstler stellten etwa dreißig bis vierzig ihrer Arbeiten im noch verschneiten Garten an Sträucher, Mülleimer und Geländer gelehnt aus, darunter auch der „Kuss“. Die Aktion war erfolgreich, stelle Jährling die Künstler (ohne Kuttner) doch vom 20. November bis zum 30. Dezember 1964 in der Ausstellung „Neue Realisten“ offiziell in seiner Galerie aus.


Zur Person

geboren 1939 in Düsseldorf
gestorben 1996 ebenda

 

Konrad Lueg ist ein Pseudonym unter dem der Düsseldorfer Maler und spätere Gallerist Konrad Fischer seine künstlerische Karriere bis 1968 betrieb. Den Künstlernamen - den Mädchennamen seiner Mutter - legte er sich bereits während des Studiums zu um Verwechselungen zu entgehen. Von 1958 bis 1962 studierte er unter Bruno Goller, Karl-Otto Götz und Teo Otto an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er auch Gerhard Richter, Sigmar Polke, Manfred Kuttner kennenlernte mit denen er den Kapitalistischen Realismus begründete. Angelehnt an die im Ostblock vorherrschende Richtung des Sozialistischen Realismus ironisierte die Gruppe diesen und setzte sich in Kunstwerken und verschiedenen selbst organisierten Ausstellungen gleichzeitig kritisch mit der schönen neuen Konsumwelt des Westens auseinander.

Unter seinem Geburtstnamen eröffnete Konrad Fischer 1967 die gleichnamige Düsseldorfer Galerie in der er bis zu seinem Tod sehr erfolgreich Positionen der amerikanischen Minimal Art und Konzeptkunst in Deutschland einführte und zusamen mit seiner Frau Dorothee vertrat. Ein Jahr nach Gründung der Galerie beschloss er seine Künstlerkarriere als Konrad Lueg zu beenden.