Doig, Peter Olin MK IV, 1995
Öl auf Leinwand 250 x 200 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 Foto: Archiv Sammlung Viehof
a:1:{i:0;a:2:{s:8:"linkname";s:33:"Weiteres Werk: Pure Chutney, 2004";s:7:"linkURL";s:68:"http://sammlung-viehof.de/index.php/portfolio-reader/peter-doig.html";}}

Text zum Werk

"Ein Beispiel für einen gewöhnlichen Lauf der Dinge: Ein Skifahrer setzt auf einem Abhang zum Sprung an und weiter unten wieder auf dem Schnee auf. Wir folgern daraus, dass nicht nur der Skifahrer, sondern auch die Schwerkraft aktiv geworden ist; dies entspricht schließlich der Logik. Eine analoge Situation, die Doig in Olin MK IV dargestellt hat, bleibt - vielleicht auf humorvolle Weise - rätselhaft. Was ist zu sehen? Der Skifahrer scheint am oberen Rand des Bildes hängen geblieben zu sein, ein Effekt von wesentlicher Bedeutung, der sich so auch auf einer abgeschnittenen oder an den Rändern von einem Rahmen überdeckten fotografischen Ansicht darbieten könnte. Auch wenn wir uns dessen bewusst sind, dass Bildmedien lebendige Formen in jeder Richtung "umklammern", können wir nicht umhin, einen komischen Effekt wahr zu nehmen, gleichsam die Reaktion der Kamera auf eine missglückte Zirkusnummer. In dem Gemälde passiert jedoch mehr. Doig gibt als weisse Farbe materialisierten "Schnee" so wieder, dass er die marginalisierte Gestalt des Skifahrers defokussiert, vernebelt und verschleiert, als lebe diese in einer anderen Welt als jener, in der die Figur in leuchtendem Rot auf dem Boden darunter zu Hause ist. Auf der Oberfläche eines Gemäldes kann die materielle Textur eine ebenso grosse Variationsbreite annehmen wie der Farbton und der Farbwert. Was ein beiläufiger Bestandteil einer gefilmten oder fotografierten narrativen Episode gewesen sein könnte - der Schnee -, verlangt jetzt die gleiche Aufmerksamkeit unserer Sinne wie das vermeintliche Hauptmotiv, der Skifahrer. Aus der Perspektive einer konventionellen narrativen Struktur lässt die Malerei - Doigs Art der Malerei - eine instabile Gegenwart entstehen, einen durch die komplexe Wahrnehmung seiner opaken materiellen Substanz unendlich ausgedehnten Augenblick. Dieser Augenblick ist mehr als ein Augenblick."

Richard Shiff: Ursprünglich, in: Peter Doig, Hrsg.: Fondation Beyeler, Louisiana Museum of Modern Art, Hatje Cantz Verlag, 2014, S. 80-81

Zur Person

geboren 1959 in Edinburgh
lebt und arbeitet in Düsseldorf und Trinidad

Aufgewachsen unter anderem in Trinidad und Kanada, entschied sich Peter Doig 1979 nach London zu gehen, wo er 1980 bis 1983 an der Wimbledon School of Art sowie an der St Martin's School of Art Malerei studierte. 1989 bis 1990 studierte er dann Chelsea College of Art and Design. Von 1995 bis 2000 war er als Kurator an der Tate Gallery in London tätig und siedelte 2002 mit seiner Familie nach Trinidad über, wo er sich ganz seiner Arbeit widmen konnte. Von 2005 bis hatte er eine Professur für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf.

"Doigs Gemälde beziehen sich einerseits auf die Geschichte der Malerei und sind andererseits fest im heutigen Leben verankert. Ausgangspunkt für seine Bilder sind oft Reiseprospekte, Zeitungsfotos, Filmstills oder private Schnappschüsse. In ihnen finden sich die wechselnden Umgebungen und Gesellschaften, in denen der Künstler gelebt hat: die gefrorenen Seen seiner Kindheit in Kanada, die schillernde Metropole London oder zuletzt die karibischen Landschaften und urbanen Szenerien von Port of Spain auf der Insel Trinidad. In den Gemälden, deren Ruhe jeden Moment zu kippen scheint, gerinnen Erinnerung, Biographisches, populäre Bilder und erzählte Handlungen zu traumartigen Sequenzen."

Text zur Ausstellung: PETER DOIG, 09.10. - 04.01.2009;
Kuratorinnen: Judith Nesbitt /Katharina Dohm

http://www.schirn.de/PETER_DOIG_2.html