Hernández, Diango Drawing (Red Pages) 2, 2006
Buntstift, Bleistift und Acrylfarbe auf Leinwand Bildmaß: 290 x 200 cm Courtesy: Capitain Petzel, Berlin Foto: Lorenz Oeventrop

Text zum Werk

Diango Hernández' Bildserie Drawings zeigt Bilder einer Figur in der Auseinandersetzung mit dem kubanischen sozialistischen System, in dem er aufgewachsen ist. Diese Figur verhandelt mit dem Parteibuch in Form roter Blätter, sie wirbelt die Blätter durcheinander, sie ordnet sie neu. Bei dem Versuch, sich selbst in der Welt zu verorten, sieht der Künstler sich als durch das politische System verwirrt und beeinflusst, der nicht mehr weiß, wie er ein System beurteilen soll, das ihn ge- und verformt hat. Nur mit den Mitteln der Kunst kann man die Facetten dieser Manipulation, die Beschädigung und die Chancen der eigenen Positionierung artikulieren.

Eva Schmidt: in: Was tun? Was geschieht? Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Rheingold, Sammlung Rheingold (Hrsg.), Feymedia 2010, S. 10

Zur Person

geboren 1970 in Sancti Spiritus, Kuba
lebt und arbeitet in Düsseldorf

1970 geboren, ist Hernández auf Kuba aufgewachsen und hat in Havanna zu Beginn der neunziger Jahre Industriedesign studiert. Nur wenig später erkannte er, dass ihn die freie künstlerische Arbeit mehr interessierte. 2003 entschloss sich Hernández seine Heimat zu verlassen und nach Deutschland auszuwandern.

"Schaut man sich den Lebenslauf von Diango Hernández an, dann ist über viele Seiten die Liste der Ausstellungen gedruckt, an denen er bereits teilgenommen hat. Biennale in Venedig 2005, Biennale Sydney, Biennale Sao Paulo, Ausstellungen in Basel, London, New York. Und dennoch sagen selbst Experten der Kunstszene beim Namen Hernández nicht automatisch: "Ach ja, den kenne ich." Dabei hat der 1970 auf Kuba geborene Künstler, der seit 2003 in Düsseldorf lebt, nicht nur eine eindrucksvolle künstlerische Karriere vorzuweisen. Hernández wird auch von renommierten Galerien in London, New York und Berlin vertreten.
Hernández' Talent wurde sehr schnell entdeckt: Mit 5000 Zeichnungen im Gepäck kam Hernández als gut 30-Jähriger nach Europa. "In Kuba haben wir keine Galerien. Es war immer ein Geheimnis für mich. Was ist eine Galerie, was macht ein Markt?", sagt er. "Als ich nach Europa zog, wusste ich, dass ich eine Menge zu lernen hatte. Ich war 33 Jahre alt und wusste nicht einmal, was eine Bank ist."
Sein Talent wurde sehr schnell entdeckt. Hernández' Kunst basiert auf seiner Erinnerung. Es geht um Kuba, er verbindet seine Geschichte mit einer oft humorvollen Kapitalismus- und Sozialismuskritik. Aber seine Arbeiten, oft skurrile Installationen aus Alltags-Fundstücken und Altmöbeln drücken das nicht direkt aus. "Alle Erinnerungen sind in etwas anderes übersetzt, in die Sprache der zeitgenössischen Kunst", sagt er.
Für Markus Heinzelmann, Direktor des Leverkusener Museum Morsbroich und Experte für Gegenwartskunst, ist Hernández "einer der wichtigsten jüngeren und auch international beachteten Künstler des Rheinlands". Zweimal war Hernández in Gruppenausstellungen in Morsbroich präsent. Seine Werke berührten "das Existenzielle des Lebens", sagt Heinzelmann. Hernández verbinde das Improvisationstalent seiner kubanischen Heimat mit der Konzeptualität der westlich geprägten Kunstgeschichte – "eine fantastische Mischung, die Herz und Gehirn gleichermaßen anspricht". Und so etwas schaffe nur "die beste Kunst". "Wir planen, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten, weil er so gut ist und mittlerweile genau an der Schwelle zum internationalen Durchbruch steht."

Dorothea Hülsmeier: Diango Hernández; in: www.art-magazin.de - 06.07.2015,
http://www.art-magazin.de/kunst/83474/diango_hern%C3%A1ndez_duesseldorf