Baselitz, Georg B. Für Larry (Remix), 2006
Öl auf Leinwand Bildmaß: 300 x 250 cm Courtesy: Thaddaeus Ropac, Salzburg/Paris Foto: Archiv Thaddaeus Ropac, Salzburg/Paris

Text zum Werk

"Die Originalfassung [der Arbeit B. für Larry aus den 1960er Jahren], eine halbernste Hommage, beruhte auf einem Missverständnis. Als Baselitz erstmals Werke der amerikanischen Künstler Larry Rivers und Jasper Johns gesehen hatte, war er von Johns stark beeindruckt. Da er aber die Namen verwechselte, wurde aus dem Bild für Jasper ein Bild für Larry. Damit klären sich überraschend beide Versionen wie auch der Entwicklungsprozess, der zwischen 1967 und heute stattgefunden hat. [...] Mit schlafwandlerischer Sicherheit erreicht Baselitz bei der Neufassung eine höchst komplizierte Verknüpfung unterschiedlicher Bildebenen, die über das auf der Fläche bezogene All Over bei Jasper Johns deutlich hinaus geht. Während sich die weiße Fassung in das Bildinnere zurückzuziehen scheint, entwickelt sich der schwarze in miteinander verzahnten Schichten zum Betrachter hin nach außen. Die virtuose Verquickung von Gegenständlichkeit und Abstraktion, von Hinter- und Vordergrund erinnert an Verfahren digitaler Bildgenerierung. Das Resultat ist keine Paraphrase des Originals, sondern eine konzeptionelle Neuplanung, die methodisch nach anderen Regeln funktioniert."

Carla Schulz-Hoffmann / Richard Shiff, in: Baselitz. Remix, Pinakothek der Moderne (Hrsg.), 2006, S. 183

Zur Person

Georg Baselitz (Hans-Georg Kern)
geboren 1938 in Großbaselitz
lebt und arbeitet in Derneburg und Italien

1956 begann Georg Baselitz ein Studium an der Hochschule für bildende Künste in Berlin-Weißensee (Ostberlin), wo man ihn jedoch nach zwei Semestern wegen "gesellschaftspolitischer Unreife" von der Schule verwies. 1957 konnte er sein Studium an der Hochschule für bildende Künste in West-Berlin bei dem abstrakten Maler Hann Trier fortsetzen. 1958 erfolge der endgültige Umzug nach in den Westen, wo er sich mit den Theorien von Wassily Kandinsky, Ernst Wilhelm Nay und Kasimir Malewitsch sowie Kunst von Geisteskranken aus der Sammlung Prinzhorn auseinander setzte. 1963 fand in der Berliner Galerie Werner & Katz die erste Einzelausstellung statt. Die beiden Gemälde Die große Nacht im Eimer und Der nackte Mann wurden auf Grund der sexuellen Anstößigkeit von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.
Auf der Suche nach einer Lösung das Bildmotiv zu dekonstruieren, drehte Baselitz 1969 das Motiv in seinen Fraktur-Bildern schließlich um 180 Grad auf den Kopf. Mit diesen "auf dem Kopf stehenden" Bildern erlangte er ab Mitte der 1970er weltweite Berühmtheit. Neben Gemälden entstand ein umfangreiches Werk an Druckgraphiken. 1979/80 begann er, grob behauene, farbig bemalte, archaisch anmutende Holzskulpturen zu schaffen. Ab 2005 entstand die Werkgruppe Remix, in der er ausgewählte Arbeiten der vergangenen Jahre neu interpretiert.