Rauch, Neo Der Geborgene, 2010
Öl auf Leinwand Bildmaß: 290 x 170 cm Courtesy: © Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin und Zwirner, New York/London Foto: Uwe Walter, Berlin

Text zum Werk

Das Werk Der Geborgene wurde vom Künstler eigens für seine Ausstellung in der Residenz des deutschen Botschafters im Palais Beauharnais in Paris im Jahre 2010 gemalt. Präsentiert wurden insgesamt drei Bilder.
Der Geborgene zeigt einen Krieger, der aus einer Schilflandschaft gerettet wird. Das Schilf, so kommentierte der Künstler selbst, stehe symbolisch für die Zone des Übergangs von flüssig zu fest, von Bewusstem zum Unbewussten. Diese Gefilde seien zwar sehr fruchtbar, aber auch sehr gefährlich und könnten zum eigenen Untergang führen.

Zur Person

geboren 1960 in Leipzig
lebt und arbeitet in Leipzig
 
 
Neo Rauch studierte 1981 bis 1986 an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst zunächst Malerei bei Arno Rink und schloss bis 1990 ein Meisterschülerstudium bei Berhard Heisig an. 2005 bis 2009 war Rauch als Nachfolger Arno Rinks Professor an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst.

"Neo Rauchs Bilder kommen einem Welttheater gleich, sind szenische Überlagerungen, die dem Verismus in der Form und dem Narrativen im Ablauf ein surreales Gepräge geben. Nach der politischen Wende 1989 und den großen gesellschaftspolitischen Umbrüchen im Osten Deutschlands hat Neo Rauch vor allem Bilder geschaffen, die vom Umbau einer Landschaft und von der Demontage einer bis dahin artifiziell am Leben gehaltenen Wirtschaft künden, kurz darauf traten Forscher, Künstler und paramilitärisch anmutendes Servicepersonal in den Vordergrund. War das Werk bis Ende der 1990er-Jahre an zeichnerischen Komponenten orientiert, so gewannen danach der malerische Duktus und eine ausgeprägte farbige Palette die Oberhand. Rauch erweitere zudem sein Bildpersonal. Versprengte englische Landadlige, biedermeierliche Feingeister, expeditionsmäßig ausgestattete Aktivisten durchziehen traumwandlerisch Welten, in denen Handlungsabläufe und Räume verschmelzen. Letztlich im Dunkeln bleibt welche Ziele die Akteure verfolgen, denen eine nahe Verwandtschaft zu roboterhaften Wesen und Spielzeugfiguren unterstellt werden kann.

Rauchs Bilder stehen in der Tradition der Leipziger Schule, in deren Zentrum über zwei Generationen Bernhard Heisig und Arno Rink agierten. Sie überlässt den klassischen Fundus der Ikonografie subjektiven Formungen und führt den Betrachter über die Spur des Erzählerischen in das Feld des Geheimnisvollen, in dem er nach seinen eigenen Orientierungsmarken Ausschau hält, um seinen Weg durch die sich verschränkenden Bildzonen zu finden.
Neo Rauchs unverwechselbare Malerei steht in einer Kunsthistorischen Traditionslinie, für die Tizian, Tintoretto oder El Greco zu benennen sind. Als moderne Bezugspunkte verweist der Künstler selbst auf Beckmann, Bacon, Beuys und Baselitz. Das Werk von Neo Rauch spiegelt die komplexen Gestimmtheiten unserer Gegenwart wider, in der sich eine hohes Selbstbewusstsein gegenüber dem Machbaren und eine tiefe Verunsicherung in globalen Schieflagen begegnen, Medieneuphorie und Medienverdruss das Bild einer Schizophrenie beschreiben und die Furcht vor Terror und Katastrophe das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontemplation nährt."

Hans-Werner Schmidt / Klaus Schrenk; in: Neo Rauch - Begleiter; Hrsg.: Schmidt, Hans-Werner/ Schrenk, Klaus; Hatje Cantz 1998, S. 4