Demand, Thomas Folders, 2017
C-Print /Diasec 125 x 195 cm Courtesy: Sprüth Magers/ The artist // ©VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Foto: Archiv Thomas Demand

Text zum Werk

Anlässlich seiner ersten Pressekonferenz nach seiner Wahl zum US-Präsidenten am 11. Januar 2017 präsentierte Donald Trump neben seinem Rednerpult einen Tisch mit Aktenstapeln. Die in den Ordnern enthaltenen Dokumente belegten, so der Präsident, die Übergabe seiner Firmen in eine von seinen Söhnen geleitete Stiftung. Die mögliche Interessenüberschneidung zwischen den privaten wirtschaftlichen Zielen als Unternehmer und den politischen als Präsident der Vereinigten Staaten war im Vorfeld scharf kritisiert worden. Während der Pressekonferenz gestikulierten Trump und dessen Anwalt wiederholt in Richtung der Akten ohne, dass es Journalisten jedoch erlaubt gewesen wäre sie anzufassen, was zu dem Gerücht führte, das es sich in Wahrheit um Blankopapiere handele. Die Absurdität einer Situation in der die Ordner, als Beweismaterial vorgeführt, bloßen Symbolcharakter haben, wird durch das Medium der Fotografie weiter verstärkt.

Zur Person

geboren 1964 in München
lebt und arbeitet in Los Angeles und Berlin

 

Thomas Demand wuchs in der Nähe von München auf und studierte zunächst an der dortigen Akademie der Bildenden Künste bevor er 1990 an die Kunstakademie Düsseldorf in die Skulpturklasse von Fritz Schwegler wechselte. Obwohl er nie von Bernd und Hilla Becher unterrichtet wurde, ist sein Verständnis von Fotografie stark vom der Idee des Objektivismus geprägt. Seine künstlerische Arbeit liegt zwischen Skulptur und Fotografie. Für seine großformatigen Fotographien baut er Orte und Szenen bekannter Pressefotos maßstabsgetreu als Pappmodelle nach, die er im Anschluss zerstört. Menschenleer und frei von Schriftzügen erzeugen sie beim Betrachter das Gefühl das Motiv irgendwo schon einmal gesehen zu haben, ein unheimlicher Moment des Wiedererkennens. Ähnlich wie die Vorlagen, so existieren auch die Modelle in erster Linie in der fotographischen Abbildung. Demand ist in seiner Arbeit an dem Freilegen von Mechanismen von Erinnerung und ihrer Rolle in der Herausbildung kultureller Identitäten interessiert. Das Modell fasziniert ihn hierbei nicht nur als Baumaterial für seine Fotografien sondern ist als kulturelle Technik der Aneignung und Sichtbarmachung von Welt von entscheidender Bedeutung.