Die Sammlung Viehof hat mit einem ihrer jüngsten Ankäufe die Künstlerliste um eine Position in der Sparte Fotografie erweitert. Seit 2006 entwickelt der Düsseldorfer Künstler Sebastian Riemer immer wieder Serien, die den dokumentarischen Anspruch der Fotografie thematisieren, beleuchten und hinterfragen. In seiner Serie Press Paintings beschäftigt sich der Künstler mit historischen Fotos von Presseagenturen, die im analogen Zeitalter üblicherweise mit Hilfe von Farbe retuschiert wurden. Die von ihm in einem langen Suchprozess ausgewählten Vorlagen werden akribisch analysiert und jeweils individuell bearbeitet. Der Eingriff geschieht hierbei nicht im Motiv selbst. Durch hochauflösende starke Vergrößerung, die zu einer Verschiebung in der Wahrnehmung und Herauslösung aus dem originalen Kontext führt, werden Zufälligkeiten hervorgehoben und neue Betrachtungsansätze generiert.

Riemer sagt dazu: "Es ist mir wirklich wichtig, die Materialität und die Alterung der Abzüge ganz deutlich zu zeigen, deshalb wende ich einen fotografischen Prozess an, um sie durch Vergrößerung sichtbar zu machen. Aber ich will auch den fotografierten Personen und Sujets, die auf verschiedene Weise verändert wurden, eine gewisse Würde zurückgeben. Einige von ihnen wurden grausam misshandelt. Deshalb wähle ich oft einen Maßstab, der nah an der Lebensgröße des Abgebildeten liegt, wodurch der Abstand zwischen dem Bildgehalt der alten Abzüge und dem neuen Bildgehalt der originär nicht intendierten Elemente (der Retusche und den Alterserscheinungen) betont wird. Manchmal erscheinen auch die teilweise sehr akkuraten kleinteiligen Retuschen in der Vergrößerung "ungelenk", erinnern eher an kräftige Pinselstriche, wie man sie im Feld der bildenden Kunst kennt, denn an ihre handwerklich angewandte Herkunft. Es gefällt mir außerdem, diesen krassen Vergrößerungsakt so zu betrachten, als würde ich dabei Pseudofresken aus antiken Zeiten der Bildproduktion ausgraben und freilegen. Größe ist hier wirklich entscheidend."

Sebastian Riemer im Gespräch mit David Campany, in: Sebastian Riemer, Press Paintings, S. 283

Großskulptur von Andreas Schmitten am Frankfurter Flughafenbahnhof 07.06.2024

Rund 33.000 Reisende passieren täglich den Fernbahnhof Frankfurt Flughafen, der damit der größte Flughafenbahnhof Deutschlands ist. Hier wurde am 6. Juni 2024 die über fünf Meter hohe Skulptur IMMATERIELLES von Andreas Schmitten enthüllt. Makellos weiß lackiert, ruht der Kopf, getragen von gleich drei Händen über dem sich stetig in alle Richtungen verteilenden Menschenstrom. Die Skulptur bildet mit ihren geschwungenen organischen Formen einen Kontrast zu der statischen, geometrischen Struktur der Bahnhofsarchitektur, der daran erinnert, dass in diesem sachlichen Funktionsgebäude mit seiner Technik und den möglichst atomatisierten und getakteten Abläufen dennoch das Lebewesen Mensch im Mittelpunkt mit seinem Bedürfnis nach Nähe, Interaktion und Körperlichkeit steht.

Die Arbeit von Schmitten ist die zweite Skulptur der Bahnhofs-Kulturreihe "Station to Station", die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. vom Bund initiiert wird.

 

Aufstellungsort:
Frankfurt Flughafen Fernbahnhof | Ebene 3
Hugo-Eckener-Ring, 60549 | Frankfurt am Main

--> zum Projekt Station to Station

 

Jongsuk Yoon - Begegnung zweier Welten

In den großformatigen Bildern der in Korea geborenen, in Düsseldorf lebenden Künstlerin, treffen kontrastreich die Tradition der europäischen Landschaftsmalerei mit der asiatischen Malweise aufeinander. Die Farbfelder, die sich mitunter in transparenter Leichtigkeit überschneiden, sind mal glatt, mal mit deutlich sichtbarem Pinselstrich aufgetragen und lassen traumhafte Landschaften entstehen, die keinen Inhalt als sich selbst haben und somit keine Geschichte erzählten. In Jongsuk Yoons Bildern bleibt die Zeit gewissermaßen stehen, was sie zu Orten des Verweilens macht. Drei Landschafsbilder wurden nun für die Sammlung Viehof angekauft, darunter die Arbeit mit dem Titel "Kumgangsan", der nach einer Bergregion innerhalb des Taebaek-Gebirges an der Ostküste Nordkoreas und der Grenze zu Südkorea benannt ist und konkret auf die Wurzeln der Künstlerin verweist.

 

Meuser

Die Sammlung Viehof, welcher derzeit rund 1.500 Werke angegliedert sind, verfolgt auch weiterhin die kontinuierliche Ergänzung ihres Bestandes. Dabei setzt sich die Sammlerfamilie zum Ziel, Künstler*innen nicht nur einmalig anzukaufen, sondern deren Schaffen weiterzuverfolgen und frühere Arbeiten bei Bedarf immer wieder zu ergänzen und Lücken zu füllen.

Neben dem erstmaligen Ankauf von Arbeiten von Künstler*innen wie Sarah Morris oder Jongsuk Yoon wurde Anfang 2024 auch der Bestand der Meuser-Arbeiten um eine aktuelle Arbeit ergänzt. Die ersten Ankäufe von Meusers Werken fanden Anfang der 2000er Jahre statt. Der Altbestand von bisher 10 Arbeiten wurde nun um die Arbeit "Windhose" aus dem Jahr 2020 erweitert.

 

Teil der Sammlungsphilosophie ist eine fundierte restauratorische Betreuung aller Kunstwerke, die neben der akuten Schadensbehandlung in erster Linie den Fokus auf die Schadensprävention legt. Dies umfasst die richtige Lagerung, eine mit den restauratorischen Anforderungen abgestimmte Präsentationsweise in Ausstellungen sowie natürlich ein individuelles Handling. Ausgefallene Materialien und Techniken stellen dabei für die Restauratoren und Restauratorinnen, die für die Sammlung Viehof tätig sind, nicht selten neue Herausforderungen dar. Hinsichtlich der Lösungen solcher Aufgabenstellungen gibt es immer wieder Innovationen, die adaptiert werden und somit das Handling stark erleichtern können. Ein Beispiel hierzu gibt der Bereich der großen Leinwandarbeiten.

Unsere Sammlung umfasst neben Gemälden, die dauerhaft aufgespannt sind, auch Arbeiten, die wegen ihrer Größe nur auf Rolle eingelagert und transportiert werden können. Werden diese für eine Ausstellung angefragt, wird die Leinwand am Ausstellungsort unter Anweisungen von Fachleuten aufgespannt. Bei der herkömmlichen Aufspannung wird der Rand der Leinwand an der Seite oder der Rückwand des Spannrahmens angetackert. Somit werden Leinwand sowie Rahmen bei jedem Auf- und Abspannvorgang beansprucht. In Fällen, in denen die ganze Stofffläche bemalt wurde, wird sogar die äußerste Malschicht perforiert. Eine herkömmliche Möglichkeit, den Materialverschleiß wenigstens hinsichtlich des Gemäldes zu verringern ist, einen allseitigen Randsaum anzunähen, der zukünftig als Befestigungsgrund am Rahmen genutzt wird. Es gibt jedoch ein neueres, noch schonenderes Verfahren, bei dem die Leinwand mit einem Magnetsystem aufgespannt wird. Auf den Rahmen werden dünne Metallschienen montiert. Die Leinwand wird zwischen diesen Schienen und starken kleinen Magneten eingeklemmt. Dies bietet den Vorteil, dass kein Eingriff in das Originalmaterial der Leinwand selbst vorgenommen werden muss. 

Die Abbildung links zeigt ein solches, auf Magnet-Aufspannung umgerüstetes Werk, in dem Falle von Jörg Immendorff, dessen Länge über sieben Meter beträgt.

Katalog zur Ausstellung in den Deichtorhallen Hamburg 01.10.2016 - 22.01.2017 08.07.2023

Mit der Sammlung Viehof präsentierten die Deichtorhallen Hamburg vom 1. Oktober 2016 bis zum 22. Januar 2017 an zwei Standorten, der Halle für aktuelle Kunst sowie der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg, die Sammlung Viehof. Durch rund 560 Werke von 75 Künstlern wurden die Deichtorhallen in ein temporäres Museum der Gegenwartskunst verwandeln.

Die Sammlung Viehof, in die wichtige Teile der Sammlung Speck und Sammlung Rheingold eingeflossen sind, vereint Werke aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Fotografie, Skulptur, Installation und Video mit Schwerpunkt auf deutsche Kunst von der Nachkriegszeit bis heute. Im Zentrum der Ausstellung stehen hochkarätige Konvolute einzelner Künstler, darunter Georg Baselitz, Joseph Beuys, Candida Höfer, Jörg Immendorff, Sigmar Polke, Daniel Richter und Rosemarie Trockel.

Die vollständig aus den Beständen der Sammlung gebildete und von Deichtorhallen-Intendant Dirk Luckow kuratierte Überblicksschau zeigte erstmals die Tiefe dieser Sammlung in einem Überblick: vom Minimalismus, für die Namen wie Carl Andre oder Dan Flavin stehen, über die 1980er Jahre in Köln, die von Walter Dahn, Georg Herold, Martin Kippenberger oder Albert Oehlen geprägt worden sind, die Düsseldorfer Fotoschule mit Candida Höfer, Thomas Struth, Thomas Ruff und Jörg Sasse bis hin zum zukunftsträchtigen Feld figurativer Kunst des 21. Jahrhunderts, das mit exemplarischen Werken von Peter Doig, Neo Rauch, Daniel Richter, Tal R, Corinne Wasmuht und vielen anderen mehr vertreten war.

Der Katalog zur Ausstellung ist weiterhin im Snoeck Verlag zu einem regulären Preis von 58 Euro erhältlich. Herausgegeben von Dirk Luckow, Essays von Philipp Kaiser, Dirk Luckow, Susanne Titz, Wolfgang Ullrich sowie Kurztexte zu einzelnen Sammlungsschwerpunkten. 360 Seiten, 300 farb. Abbildungen.

>> Ein kurzer Einblick in den Katalog

>> Zum Verlag / Zur Bestellung 

 

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