Heerich, Erwin Ohne Titel, 1964
Karton ca. 36,5 x 36 x 36 cm © VG Bild-Kunst, 2021 Foto: Foto Archiv Sammlung Viehof

Text zum Werk

"Das "plastische Denken", von dem Erwin Heerich sprach, ist nicht auf die Plastik im engeren Sinne zu beschränken. Es ist ein Prinzip, das vom Schmuckobjekt bis zur gebauten Architektur alles durchdringen kann. Vom Kleinen zum Großen, von der Anschauung zum erlebten Raum kann das "plastische Denken" reichen. [...] Seine Entdeckung des banalen Werkstoffs "Karton", der normalerweise nach seiner Verwendung im Abfall landet, als genium modernes Material des Plastikers war eine Tat. Immer wieder hat sich die moderne Skulptur neues Terrain erobert, indem sie die traditionellen Werkstoffe Stein, Bronze und Holz ersetzt hatte. Heerich wählte mit dem Karton nicht nur einen übersehenen Stoff, sondern verlieh der Skulptur eine bis dahin ungekannte Leichtigkeit. Aber Heerichs Schaffen begnügte sich nicht mit der Erkundung neuer Materialmöglichkeiten, sondern er wandte sein rationales und doch auch spielerisches Verständnis von Plastik auf neue Bereiche an, so dass schließlich auch monumentale Werke für den Außenbereich entstehen konnten." Quelle: Siefried Gohr: in: Erwin Heerich. Katalog zur Ausstellung "Erwin Heerich. Skulpturen, Zeichnungen, Entwürfe, Modelle; in der Akademie-Galerie Düsseldorf, 2007, hrsg. von Akademie-Galerie - Die Neue Sammlung, 2007, S. 7

Zur Person

geboren 1922 in Kassel gestorben 2004 in Meerbusch-Osterath Nachdem Erwin Heerich, der eine Ausbildung in einer Töpferei in Münden gemacht hatte, nach mehrfacher Verwundung im Jahre 1941 aus dem Kriegsdienst entlassen wurde, beschloss er, sein Kunststudium wieder aufzunehmen. Vor seinem Kriegsdienst hatte er bereits als Gaststudent an der Kunstgewerbeschule Kassel besucht. Von 1945 bid 1950 studierte er an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei dem Bildhauer Ewald Mataré, der ebenfalls Joseph Boys unterrichtete und welcher sich mit Heerich das Meisterschüleratelier teilte.
Nach Verlassen der Kunstakademie arbeitete er als freischaffender Künstler und Lehrer und beschäftigte sich mit geometischen Formen und isometrischen Gesetzmäßigkeiten. Seine Arbeiten zeichnen sich nicht durch Improvisation oder Spontantität aus, alles ist messabar, vermessen und geplant. 1959 entstanden die ersten Katonplastiken mit denen er 1968 auf der Dokumenta 4 in Kassel vertreten war. Von 1969 bis 1988 lehrte Erwin Heerich an der Kunstakdemie Düsseldorf.
Auf der Insel Hombroich, übersetzte Heerich seine streng geometrischen Werke ins Architektonische und entwarf und realisierte ab 1980 zehn einzigartige Gebäude für derem Außenmauern er niederländischen Abbruch-Felsstein wählte.